2. Symposium »Sächsische Schulchöre«

Begegnung | Weiterbildung | Entwicklung

Fachtag des Sächsischen Musikrates in Kooperation mit der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

3.–5. November 2023, Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden

Das zweite Symposium Sächsische Schulchöre möchte Beteiligte im Rahmen von Schulchorarbeit – Chorleiterinnen und Chorleiter von allgemeinbildenden Schulen und Musikschulen, Kirchenmusikerinnen und -musiker, Schulleiterinnen und -leiter, Hochschuldozentinnen und -dozenten, Studierende, Politikerinnen und Politiker sowie alle weiteren Interessierten – zusammenbringen, um eine Plattform für einen wissenschaftlichen, künstlerischen und pädagogischen Austausch zu sein.

Kommuniqué des 2. Symposiums Sächsische Schulchöre

  • Unsere gemeinsame Agenda für die Entwicklung der Schulchorarbeit in Sachsen
  • Unser Blick auf die gesellschaftspolitische Relevanz von Schulchören
  • Unsere Handlungsempfehlungen zur notwendigen Weiterentwicklung des Bildungsangebots »Schulchor« im Hinblick auf ästhetische, künstlerische und soziale Bildung

Wir, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 2. Symposiums Sächsische Schulchöre, sind vom 2. bis 5. November 2023 in der Hochschule für Musik Dresden in dem festen Willen zusammengekommen, die sächsischen Schulchöre zu stärken und weiterzuentwickeln.

Wir haben uns inhaltlich schwerpunktmäßig mit der Frage nach der politischen Dimension der Schulchöre sowie den Möglichkeiten der Demokratiebildung durch Schulchorarbeit auseinandergesetzt. Im Zuge dessen wurde der gesellschaftliche Stellenwert und die singuläre Rolle von gelingender, regelmäßiger Schulchorarbeit im schulischen Bildungsauftrag diskutiert und aufgezeigt.

Dabei wurden auch internationale Modelle zur Integration von Chorarbeit in den Schulalltag in den Blick genommen, z. B. aus Litauen, Slowenien, Ukraine, Italien, USA, Südafrika.

An die Handlungsempfehlungen des 1. Symposiums Sächsische Schulchöre aus dem Jahr 2019 anknüpfend möchte das 2. Symposium Sächsische Schulchöre weitere konkrete Empfehlungen artikulieren.

Ausgehend von dem herausgearbeiteten gesellschaftspolitischen Stellenwert der Schulchorarbeit sollen diese Empfehlungen die Verantwortungsträger aus der sächsischen Schulpolitik sowie alle weiteren beteiligten Institutionen und Verbände mit Bezug zur Schulchorarbeit zur Weiterentwicklung der gegenwärtigen Situation auffordern.

Folgende zehn konkrete Maßnahmen für Veränderungen im Bildungsbereich werden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 2. Symposiums Sächsische Schulchöre vorgeschlagen.

1. Evaluation

Es muss eine Evaluation der sächsischen Schulchöre und Schulchorlandschaft erfolgen. Die dafür notwendigen Ressourcen müssen bereitgestellt werden. Zusätzlich sollen damit einhergehende Fragen wie die

  • Mangelsituation des Lehrpersonals im Bereich Musik,
  • Qualität der musisch-künstlerischen GTA und der
  • Quote der Absolventinnen und Absolventen von sächsischen Musikhochschulen als Lehrpersonal im Fach Musik und im Bereich Schulchorleitung untersucht werden.

Eine solche Evaluation kann insbesondere Daten zu möglichen Verbesserungen der Situation der Schulchöre und Schulchorarbeit im ländlichen Raum bieten.

2. Ganztagsangebote

Das GTA-Modell soll kurzfristig hinsichtlich der spezifischen und speziellen Anforderungen der Schulchorarbeit novelliert bzw. weiterentwickelt werden. Dazu schlagen wir insbesondere vor, dass der Schulchor innerhalb des GTA-Modells einen Sonderstatus zwischen Lehrplan-Curriculum und Freizeitbereich erhält. Der Sonderstatus ist für alle Schulformen jeweils spezifisch abzustimmen. Dieser muss folgende Punkte beinhalten:

  • mit den Musikhochschulen abgestimmte Qualitätskriterien
  • besondere, rechtlich abgesicherte, finanzielle Rahmenbedingungen für alle Schulchorleitenden auch im Hinblick auf den tatsächlichen Arbeitsumfang (z. B. Probenlager, Konzertorganisation, Aufführungen)
  • langfristige bzw. mehrjährige Finanzierungs- und Personalplanungsmodelle für die Schulchorarbeit im GTA-Bereich
3. Lehrdeputat

Das grundsätzliche Ziel ist zukünftig (wieder) die Verankerung der Schulchorarbeit im Deputat der dafür an den Musikhochschulen im regulären Curriculum qualifizierten Lehrerinnen und Lehrer (Ergänzungsbereich) und damit auch die professionelle Anerkennung der Schulchorarbeit.

4. Doppelfach Musik

Es ist eine deutliche Aufstockung der aktuell nur vier an den sächsischen Musikhochschulen verfügbaren Studienplätze des Doppelfachs Musik pro Studienjahr notwendig, um die Chancen durch die verhältnismäßig hohe Bewerberinnen- und Bewerberzahl für diesen Studiengang nutzen zu können. Dazu muss die Anrechnung der Doppelfachstudierenden auf die »Zielzahlen« der Lehramtsstudierenden an den Musikhochschulen erfolgen. Zusätzlich muss die Verordnung für Referendariatsplätze von Doppelfachstudierenden in Sachsen geändert werden, um das Referendariat auch außerhalb der §4a Gymnasien zu ermöglichen.

Teilzeitmodelle für Doppelfachabsolventen und Seiteneinsteiger sind mit Blick auf funktionierende Bildungslandschaften explizit gewollt und müssen ermöglicht werden. Entsprechende Rückschlüsse durch die Evaluation der sächsischen Schulchorlandschaft sind hierbei zu berücksichtigen.

5. Sächsisches Schulchornetzwerk

Das Sächsische Schulchornetzwerk soll weiter aufgebaut werden, um sächsische Schulchöre, deren Leitung sowie Lehrende an den Musikhochschulen und Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden zusammenzubringen. Das Ziel des Netzwerks ist es eine professionelle Plattform für kontinuierlichen Austausch und Weiterbildung sowie ästhetische Weiterentwicklung zu bieten. Eine Finanzierung des Netzwerkes muss gefunden werden, da diese Arbeit nicht vollständig ehrenamtlich geleistet werden kann.

Das Schulchornetzwerk ist ein Zusammenschluss aller am Thema Schulchor interessierten Menschen, insbesondere der Leiterinnen und Leiter der Schulchöre, um ohne Mitgliedschaften und Beiträge eine möglichst niederschwellige Teilnahmehürde zu realisieren. Das Netzwerk wird durch die Hochschule für Musik Dresden, den Sächsischen Musikrat e. V. und den Sächsischen Chorverband e. V. unterstützt.

6. Prädikat »Chorfreundliche Schule«

Analog zum Prädikat »Mint-freundliche Schule«1 wird das Prädikat »Chorfreundliche Schule« als Auszeichnung an sächsische Schulen aller Schulformen verliehen, die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche und nachhaltig existierende Schulchorarbeit geschaffen haben und an denen nachweislich eine regelmäßige Chorarbeit mit Schülerinnen und Schülern angeleitet durch ausgebildetes Fachpersonal praktiziert wird.

Die Zertifizierung wird durch den Sächsischen Musikrat e.V. vorgenommen. Es erfolgt eine Überprüfung aller zwei Jahre, inwiefern das Prädikat behalten werden kann.  Die Schirmherrschaft für das Prädikat »Chorfreundliche Schule« übernimmt das Sächsische Kultusministerium zusammen mit den Studiendekanen der Fachrichtungen Lehramt an den beiden Sächsischen Musikhochschulen in Dresden und Leipzig.

7. Kommunikation

Die Kommunikation der am Thema Schulchor beteiligten Institutionen mit ihren Entscheidungsträgerinnen und -trägern (SMK, SMWKT, Hochschulen, Schulen, LASUB, Verbände) muss intensiviert werden. Entsprechende Foren und Formate dafür müssen gefunden werden.

8. Grundschule und Kita

Die besonderen Bedingungen der Schulchorarbeit an Grundschulen müssen bei allen Regelungen und Rahmenbedingungen besonders berücksichtig werden. Dies betrifft beispielsweise Themen wie die

  • organisatorische Unterstützung und die
  • Richtlinien von Fördermaßnahmen

Die Schulchorarbeit an den Grundschulen stellt die Basis für alle weiterführenden Schularten dar. Wichtig für gelingende Schulchorarbeit an Grundschulen ist das verstärkte und altersgerecht angeleitete Singen in den Kindertagesstätten. Der Bildungsplan für Kindertagesstätten betont die musikalische Betätigung. Erwähnt wird jedoch lediglich »im Tageslauf gemeinsam Lieder [zu] singen«. (Bildungsplan SMK, 2011, S.101). Um bereits im Kindergartenalter die Grundlagen für ein freudvolles Singen zu legen, sollte ausdrücklich das gemeinsame Erlernen von Liedern gefordert werden. Um dies auf fachlich hohem Niveau zu sichern, ist die Intensivierung der stimmlichen und instrumentalen Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher anzustreben.

9. Internationale und interkulturelle Kooperationen

Der internationale und interkulturelle Austausch zwischen Schulchören bzw. Chorleiterinnen und Chorleitern muss weitergeführt und durch entsprechende Kooperationen intensiviert werden. Dieser Austausch und das damit erlangte Wissen bzw. die gesammelte Erfahrung über die Schulchorarbeit in anderen Ländern stellt die Basis für eine Reflexion und andere Sicht auf die Schulchorarbeit in Sachsen dar. Die dafür notwendigen Ressourcen, Kontakte und Ansprechpartner müssen bereitgestellt werden.

10. Weiterbildungsangebote

Es müssen spezifische und professionelle Weiterbildungsangebote angeboten werden, die das gesamte Spektrum der Kinder- und Jugendchorleitung an Schulen abdecken. Dazu wird eine mehrjährig angelegte Zusammenarbeit mit der EuropaChorAkademie gGmbH im Rahmen der Chorleitungsschule Sachsen angestrebt.


  • Das Symposium bekundet seine besondere Solidarität mit dem Schulchor des Kunstlyzeums in Ternopil in der Ukraine. Der Schulchor der Schulgemeinschaft Erzgebirge beginnt eine Schulchor- Patenschaft, um den Chor mental in der Kriegssituation zu unterstützen.
  • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums möchten sich zukünftig an den Initiativen des Bildungsland 2030 in Sachsen sowie an der Initiative #SchuleNeuDenken des Deutschen Musikrates beteiligen.
  • Ein verstärkter Austausch mit den Direktorinnen und Direktoren aller Schulformen, sowie eine Zusammenarbeit mit dem Landesbildungsrat, dem Landeselternrat und dem Landesschülerrat in Bezug auf alle organisatorischen Fragen rund um Schulchorarbeit soll initiiert werden.

Das 2. Symposium möchte sich herzlich bei allen bedanken, die zum Gelingen des Symposiums beigetragen haben. Ein besonderer Dank gilt dem Schirmherrn des Symposiums Ministerpräsident Michael Kretschmer.

  • 75 Musiklehrerinnen und Musiklehrer, Chorleiterinnen und Chorleiter, Referentinnen und Referenten, Hochschullehrende, Studierende der Musikhochschulen in Weimar, Leipzig und Dresden

Kommuniqué-Team (in alphabetischer Reihenfolge)

  • Andreas Hauffe (Sächsischer Chorverband)
  • Olaf Katzer (Hochschule für Musik Dresden)
  • Prof. Claudia Schmidt-Krahmer (Hochschule für Musik Dresden)
  • Torsten Tannenberg (Sächsischer Musikrat)
  • Cornelius Volke (Hochschule für Musik Dresden)
     
  • Chor des Clara-Wieck-Gymnasiums Zwickau (Leitung: Simon Voigtländer)
  • Jugendchor Heidenau am Pestalozzi-Gymnasium (Leitung: Max Röber)
  • Chor des Bertolt-Brecht-Gymnasiums Dresden (Leitung: Siegrid Folprecht)
  • Chor der Evangelischen Schulgemeinschaft Erzgebirge (Leitung: Daniel Zwiener)
  • Grundschulchor Stadt Wehlen (Leitung: Silvia Renner)

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