Dort wo sonst Musik erklingt, herrscht weiterhin Stille. Aufgrund der regen Spendentätigkeit wurde das Hilfsprogramm »Advent braucht MUSIK«  im Dezember überfinanziert. Daraufhin befragte der Sächsische Musikrat im Januar seine Mitglieder, auf welchem Wege man freien Musiker/-innen und Ensembles aktuell eine hoffnungsvolle Stimme geben kann. Aus dieser Idee entwickelte sich das Programm »Stille Orte«.

Wir wollen gemeinsam mit unseren Mitgliedern auf Orte hinweisen, in denen aktuell Stille herrscht, aber bald wieder Musik erklingen soll. Wir möchten Musiker/-innen bestärken, Projekte in diesem Jahr zu planen und sich ihre Bedeutung für die sächsische Musiklandschaft in Erinnerung zu rufen. Darum haben wir unsere Mitgliedsverbände und deren Ensembles aufgerufen, einen kleinen Film zur aktuellen Lage im Verband oder Orchester zu drehen. Dafür erhalten Vereine und Institutionen zur Unterstützung freier Musiker/-innen 500 Euro.

Vielen Dank an alle Beteiligten!

Der Komponistenverband in Sachsen erlebt die Stille auf verschiedene Arten und Weisen. Ensembles können weiterhin nicht proben, der musikalische Austausch ist eingeschränkt. Gleichzeitig ist die Pause, die Stille oder die Ruhe vor der Musik ein wichtiger Teil der kreativen Arbeit eines Komponisten. Die Stille in der Pandemie wirft nun gesellschaftliche und damit auch musikalische Fragen auf. Über Mut, Hoffnung und Frustration sprechen Mitglieder des Deutschen Komponistenverband LV Sachsen/Sachsen-Anhalt.


Der Musikverein Brandis begeistert Kinder und Jugendliche für die Musik. Ob im Instrumentalunterricht, in Orchesterprojekten, im Chor oder in Tanzkursen weiß der Verein, wie man junge Menschen für Musik interessiert und ihnen die Freude an Spiel und Tanz vermittelt. Doch wo sonst Orchester proben, darf nun vielleicht noch Einzelunterricht stattfinden. Stille herrscht in den Fluren während sich die Lehrer und Schüler schon darauf freuen, bald wieder gemeinsam musizieren zu dürfen. Für den Musikverein Brandis e.V. spricht Joachim Kühnel.


Im Orchester »medicanti« spielen, anders als es der Name vermuten lässt, bei weitem nicht nur Mediziner mit. Die Leidenschaft zur Musik verbindet dort längst engagierte Amateurmusiker aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Im Video machen sie miteinander deutlich, dass Kreativität und ein ungestillter Hunger nach dem nächsten großen Konzert alle medicanti verbindet. Die Frage, wie man sich bis dahin mit seinem Instrument beschäftigt, können die Musiker/-innen vielfältig beantworten. Neben zahlreichen anderen Orchestermitgliedern spricht vor allem Jens Völkel, der »Dienstälteste«, für das Orchester.


Der Freie Chor Dresden applaudiert sich selbst. Durchaus zu Recht, möchte man anmerken, denn dieses Ensemble schafft es wie wenige andere Chöre, trotz Pandemie am Ball zu bleiben, die Stimmen zu schulen und neue Stücke zu entwickeln. Stille »erklingt« hier nur im eigentlichen Probenraum, doch alle leidenschaftlichen Sänger/-innen stimmen nun von zu Hause ein und machen das Beste aus der Situation. Für den Freien Chor Dresden sprechen Yvonne Weidauer, Vereinsvorsitzende und Agnes Ponizil, Leiterin des Ensembles.


Posaunenchöre bringen Menschen zusammen. Musiker/-innen aller Altersgruppen bringen nicht nur Freude in die Gottesdienste, sondern auch auf Märkte, in Heime oder in Schulen. Ein Ehrenamt in dem viele Sächsinnen und Sachsen ihre Berufung gefunden haben. Doch ohne gemeinsames Musizieren fehlt Vielen ein wichtiger Anker in der aktuellen Zeit. Da hilft nur ein Blick in die Zukunft, in der hoffentlich bald alle wieder gemeinsam musizieren dürfen. Für den Posaunenchor der Kirchgemeinde Härtensdorf spricht Stephan Viertel.


Das Jugend-Jazzorchester Sachsen ist eine zwanzigköpfige Bigband der besten sächsischen Nachwuchsmusiker/-innen im Bereich Jazz. Ohne Pandemie hätte sich das Ensemble im März für eine Woche in der Landesmusikakademie Sachsen auf eine kleine Tournee vorbereitet. Doch nicht nur im Orchester herrscht nun Stille, auch in den Konzertorten wie dem Werk 2 in Leipzig hört man keine Musik. Über das Leben mit Corona im JJO und in der Clubkultur sprechen Robin Rauhut, Ulrike Kirchberg und Katrin Gruel.


Der Schwanenschloss Kinder- und Jugendchor Zwickau kann seit Monaten nicht gemeinsam proben. Das macht natürlich etwas mit so einem Chor. Die Erwachsenen im Förderverein sind nachdenklich traurig, die jungen Mitglieder der verschiedenen Chorformationen sehnen sich danach, wieder mit anderen Kindern zu singen, Spaß im Chorverband zu haben und wieder etwas Abwechslung im Alltag zu genießen. Worauf sich die jungen Musiker/-innen genau freuen, haben sie im Video zusammengetragen. Es sprechen Choristen des Schwanenschloss Kinder- und Jugendchor und Uta Maas, Präsidentin des Freundeskreises.


Im Landesjugendorchester Sachsen treffen sich hochbegabte Nachwuchsmusiker/-innen zweimal im Jahr, um eine Woche zu proben und dann eine kleine Tournee zu absolvieren. Ist man in seiner Klasse oder Familie ein Exot, weil es nichts Schöneres als klassische Musik gibt, ist man hier unter sich und kann gemeinsam sowohl als Orchester als auch als einzelne/-r Musiker/-in wachsen. Dies kann nun zur aktuellen Osterarbeitsphase in der Landesmusikakademie Sachsen nicht stattfinden. Über die Stille im Orchester berichten Nell Ferber, Orchestermitglied und Bundesfreiwilligendienstleistende im Sächsischen Musikrat und Lena Thalheim, Leiterin der Landesmusikakademie Sachsen.


Die Chursächsische Veranstaltungs GmbH ist seit vielen Jahren ein enger Partner des Sächsischen Musikrates. Da wo sonst die Landesensembles zum Konzert spielen oder Landeswettbewerbe stattfinden ist nur Stille zu hören. Die Zeit ohne Gäste wurde hier für Umbauten und Erneuerungen genutzt. Diese sind nun abgeschlossen, doch das Wichtigste fehlt noch: die Gäste. Diese Sehnsucht betrifft nicht nur das Haus als Veranstaltungsort, sondern auch die Musiker/-innen der Chursächsichen Philharmonie. Es sprechen Stephan Seitz, Marketingdirektor und KM Georg Stahl, Violoncellist.


Das Akkordeon ist ein besonderes Instrument. Mit jedem Ton geht die Vibration der Musik in den eigenen Körper über und die Musiker/-innen spüren jeden einzelnen Ton. Aus der Musik ist nun ein luftleeres Seufzen der Instrumente geworden. Für einen so aktiven Verband wie dem Deutschen Harmonika Verband ist die Stille bedrückend. Doch was bleibt ist die Erinnerung an vergangene Projekte und die Vorfreude auf die Zeit nach der Pandemie. Es spricht Valeri Funkner, Landesvorsitzender des Deutscher Harmonika-Verband e.V.


Chöre haben es in der aktuellen Situation besonders schwer, da im Moment »gemeinsames« Musizieren nur mit einem Abstand von drei Metern möglich ist. Dennoch hat es das Ensemble Voice Dance aus Freiberg geschafft, weder ihre Gemeinschaft noch die Musik zu vergessen. Mit ungebremstem Engagement und Optimismus ist es ihnen sogar gelungen, dass sie während des Lockdowns neue Mitglieder für ihren Chor begeistern konnten. Es sprechen Mitglieder des Ensembles sowie Peter Kubisch, Leiter des Ensembles.


Markneukirchen ist ein wichtiges Zentrum für Musik in Sachsen. Der renommierte Internationale Instrumentalwettbewerb kann in diesem Jahr dort nicht stattfinden und Stille erklingt in der Musikhalle der Stadt. Auch die Instrumentenbauer/-innen bedrückt die Stille. Ihnen fehlen nicht nur Aufträge und Einnahmen sondern auch die direkten Kontakte zu den Musikschaffenden. Doch alle teilen Hoffnung und Optimismus. Diese Stille ist nicht das Ende, sondern nur eine Pause. Das vorliegende Video ist eine Kooperation des Internationaler Instrumentalwettbewerb Markneukirchen e.V. und der Innung des Vogtländischen Musikinstrumentenhandwerks Markneukirchen.


Ein Mittwochabend in Dresden. In der Blauen Fabrik treffen sich Musiker/-innen zu einer Jazz Session, die inzwischen eine Institution in Dresden geworden ist. Jetzt herrscht Stille. Doch stumm ist die Dresdner Jazzszene nicht und weist auf die immense Belastung ohne Musik und ohne Sozialkontakte für die Musiker/innen hin. Aber Corona ist nur eine Pause, danach geht die Musik weiter. Für das Jazzkollektiv Dresden sprechen und spielen Paul Immel am Schlagzeug und Albrecht Ernst am Saxophon.


Der Chor Cantico Chemnitz hatte vor drei Monaten unter der Leitung von Prof. Georg Christoph Sandmann etwas Großes vor. Doch da wo Chöre und Instrumentalist/-innen gemeinsam Musik erklingen lassen wollten, trat Stille ein. Während die Ensemblemitglieder die Chorgemeinschaft sehnlichst vermissen, strahlt der künstlerische Leiter ungebremsten Optimismus aus und ist sich sicher, dass sein Chor gestärkt aus der Situation herausgehen wird und dass das geplante Konzert im November nur noch schöner wird. Für Cantico Chemnitz sprechen Evelin Schwarzbold und Prof. Georg Christoph Sandmann.


Das Landesjugendzupforchester Sachsen (LJZO) besteht seit 1993. Auf dem Proben- und Konzertplan stehen vorwiegend zeitgenössische Originalkompositionen, darunter auch Uraufführungen. Seit 2015 dirigiert Katja Wolf das LJZO Sachsen. Mit diesem Wechsel und der »Verjüngung« durch die Aufnahme vieler neuer Musiker schlägt das LJZO Sachsen seitdem einen neuen Kurs ein und entwickelt sich musikalisch immer weiter. Für das LJZO Sachsen und den Bund deutscher Zupfmusiker Landesverband Sachsen e.V. sprechen Katja Wolf sowie der Präsident des BDZ Sachsen Dr. Michael Bunk.


Wie in allen Musikschulen ist auch in der Neue Musik Leipzig derzeit Stille eingekehrt. Dies betrifft auch Gesangspädagogin Laura Wasniewski, für die die Pandemie einige Herausforderungen mit sich gebracht hat. Ist man jetzt eigentlich überhaupt noch Musiker/-in, wenn man nicht mehr Musik spielt? Welche Auswirkungen hat die lange Pause für die die eigenen Fähigkeiten? Doch auch in dieser Situation ist Musik und Kreativität immer da und wartet nur darauf, wieder entdeckt zu werden.


Auch in der Sächsischen Bläserphilharmonie hat Corona den Alltag aus den Angeln gehoben. Da wo sonst im einzigen Kulturorchester Deutschlands aus reiner sinfonischer Bläserbesetzung 30 Holz- und Blechblasinstrumente spielen, sind nur noch Proben erlaubt – Konzerte sind in weiter Ferne. Dennoch soll in diesem Jahr das 70-jährige Jubiläum des Ensembles gefeiert werden. Für das Orchester spricht Linus Krimphove (2./1. Flügelhorn).


Wie in einer Ohnmacht zwischen richtigem und notwendigem Stillhalten und Warten darauf, das wieder Wichtige beginnen zu können, sucht die Sächsische Mozart-Gesellschaft e.V. pragmatisch und hoffend die richtigen Lösungen. So früh wie möglich und so verantwortungsvoll wie nötig wird die Sächsische Mozart-Gesellschaft ihre geplanten Konzerte veranstalten und in den Projekten, insbesondere den 100Mozartkindern arbeiten. Virtuell im Internet behelfen sie sich vorübergehend und überbrückend so gut es geht. Für die Sächsische Mozart-Gesellschaft sprechen Thu Trang Sauer und Mathis Stendike.